Presseartikel

Oberbergische Volkszeitung, 3. September 2008:

Wiehltalbahn dürfte auch nach Morsbach fahren
Von MICHAEL FIEDLER-HEINEN

Die Wiehltalbahner frohlocken, der Morsbacher Bürgermeister hält das Ganze für einen „Irrsinn“.

MORSBACH. Die Wiehltalbahner frohlocken, der Morsbacher Bürgermeister hält das Ganze für einen „Irrsinn“: Gestern hat das Düsseldorfer Verkehrsministerium auch für die Bahnstrecke zwischen Hermesdorf und Morsbach eine 50 Jahre währende Betriebsgenehmigung erteilt. „Das schafft uns auch für diese Trasse Planungssicherheit“, erklärt Reiner Bohnet, Geschäftsführer der Rhein-Sieg-Eisenbahn (RSE). „Jetzt werden wir das Gespräch mit der Gemeinde suchen, um die Strecke schnell zu sanieren.“

Erst vor zwei Wochen hatte das Ministerium für die Strecke Osberghausen-Waldbröl eine 50-jährige Betriebsgenehmigung ausgesprochen, wenn auch erst auf Druck des Oberverwaltungsgerichtes. Für diesen Abschnitt ist noch eine Klage der Eisenbahner gegen die Bezirksregierung anhängig, die eine Entwidmung der Bahnstrecke verfügt hat. Eine Entscheidung dazu hat das Verwaltungsgericht Köln „in absehbarer Zeit“ in Aussicht gestellt.

Die Strecke Hermesdorf-Morsbach ist nicht entwidmet, dafür aber auch zurzeit überhaupt nicht befahrbar. „Die Linie ist absolut baufällig, besonders im Abschnitt Kömpel“, wenigstens in diesem Punkt ist Bürgermeister Raimund Reuber mit den Bahnfreunden einig. Die wollen in den Spätherbst- und Wintermonaten die Strecke in Stand setzen, erklärt Gerd Mansel, Vorsitzender des Fördervereins der Wiehltalbahn.

Der Bürgermeister jedoch hält diese Bahnlinie nach wie vor für Irrsinn: „Wer soll da fahren?“ Eine Bahnlinie von Morsbach nach Wissen sei erstrebenswert, aber nicht nach Hermesdorf. „Das Geld wäre andernorts viel, viel nötiger, etwa in der Bildung.“

Die Kostenfrage hält auch Förderkreischef Gerd Mansel für „spannend“, Tatsache sei, dass die RSE als Betreiberin für die Strecke verantwortlich ist. „Eine andere Frage ist“, so Mansel, „ob die Eigentümer, also die Kommunen, die Kosten erstatten müssen.“ So einfach ist die Sache aber nicht, sagt Reuber, „das sind schwierige juristische Fragen“. Fakt sei, „dass wir Morsbacher nicht aus der Solidargemeinschaft mit den anderen Kommunen ausscheren werden.“ Als die Gemeinde die Strecke kaufte, sicherten die Nachbarkommunen den Morsbachern 150 000 Euro zu, die für den Abriss der Strecke gedacht waren - oder eben für die Sanierung. Letzteres würde Gerd Mansel gefallen: „Die Morsbacher Strecke wird 100 Jahre alt, da sind 150 000 Euro ein ideales Geburtstagsgeschenk!“