Presseartikel

Oberbergische Volkszeitung, 1. März 2007:

Gemeinde sperrt Brücke
Wiehltalbahner wollen trotzdem fahren - Neue Genehmigung

von REINER THIES

DENKLINGEN. Vorsichtsmaßnahme oder Schikane? Die Gemeinde Reichshofs hält das Denklinger Viadukt für baufällig und will es ab heute für den Eisenbahnverkehr sperren. Die Wiehltalbahner sprechen von einem "Störfeuer" und wollen sich nicht an das Verbot halten.

Umstritten ist schon, wer für die Verkehrssicherheit des Bauwerks zuständig ist. Sicher ist nur, dass die Brücke heute in das Eigentum der Gemeinde übergeht und ein Gutachten des Landesbetriebs Straßenbau vorliegt, laut dem die Brücke marode ist. Bürgermeister Gregor Rolland sieht dringenden Handlungsbedarf: "Die Geländer sind verrostet und die Holzbohlen faul. Fußgänger könnten stürzen." Deshalb hat er den Wiehltalbahnern gestern mitgeteilt, dass die Brücke nicht mehr genutzt werden darf.

Die Eisenbahner antworteten postwendend und erklärten Rolland für unzuständig. Die Sicherungspflicht liege beim Betreiber der Strecke. Gerhard Mansel vom Bahnförderkreis ist empört: "Die Gemeinde hat auf der Brücke nichts zu suchen, und der Landesbetrieb soll sich um seine eigenen Bauwerke kümmern." Die Brücke sei 1945 nach der Zerstörung im Krieg nur als Provisorium errichtet worden und 60 Jahre später "nicht mehr ganz taufrisch". Eine morsche Bohle sei darum entfernt worden. Da die Brücke aber von Fußgängern ohnehin nicht benutzt werden darf, sei die Anordnung der Gemeinde völlig übertrieben.

Deshalb wollen die Wiehltalbahner unbeirrt weiter fahren - mit Rückenwind vom Verwaltungsgericht Köln. Auf Antrag des Förderkreises wurde das Landesverkehrsministerium per einstweiliger Anordnung angewiesen, der Wiehltalbahn eine Betriebsgenehmigung zu erteilen. Diese war trotz des Urteils vom 26. Januar mit Hinweis auf die beantragte Revision bis gestern verweigert worden. Die nun erzwungene Genehmigung gilt bis zum Ende des Rechtsstreits, freut sich Gerhard Mansel: "Und der kann Jahre dauern."

In der kommenden Woche wollen die Wiehltalbahner damit beginnen, größere Mengen von Holz zu transportieren, das durch den Orkan "Kyrill" in den oberbergischen Wäldern angefallen ist.
 

Anmerkung der Wiehltalbahn-Website-Redaktion: Ein Gutachten des Landesbetriebs Straßenbau ist uns als Betreibern nicht bekannt. Es überrascht auch, dass der Landesbetrieb Straßenbau ein Gutachten für eine Eisenbahnbrücke erstellt haben soll.
Vielmehr hat im Herbst 2006 ein Ingenieurbüro in unserem Auftrag die tournusmäßige Bauwerksprüfung durchgeführt. Das Ingenieurbüro hat die Betriebssicherheit der Brücke festgestellt.