Presseartikel

Oberberg aktuell, 14. September 2006

Kaum Hoffnung auf schnellere Taktung und Ausbau der City-Bahn

(bv/14.9.2006-14:15) Lindlar – Experten-Hearing befasste sich mit der Zukunft der Mobilität in der Region.

Norbert Reinkober redete nicht lange um den heißen Brei herum. Natürlich gebe es die Notwendigkeit, im Umkreis von Köln zu schnelleren und komfortableren Bahnverbindungen zu kommen, erklärte der Geschäftsführer der Verkehrsverbundes Rhein-Sieg (VRS) bei einem Experten-Hearing im Lindlarer Schloss Heiligenhoven. Und es gebe auch durchaus Möglichkeiten, dies technisch zu bewältigen. Doch Hoffnungen auf Verbesserungen und möglicherweise eine schnellere Taktung der City-Bahn machte Reinkober nicht.

"Ich bin pessimistisch, dass die Bereitschaft bestehen könnte, in den kommenden Jahren kräftig zu investieren.“ Im Gegenteil, beim gegenwärtigen Streichkonzert auf allen politischen Ebenen müsse man letztlich froh sein, den gegenwärtigen Status quo zu halten. Das bedeutet im Klartext, dass eine 30-minütige Taktung von Köln nach Engelskirchen in der näheren Zukunft wohl ausgeschlossen erscheint. Und auch die Universitätsstadt Gummersbach mit ihrem neuen Campus auf dem Steinmüllergelände dürfte bahntechnisch eher als Diaspora eingestuft werden.

Begrüßen würden es viele Experten auch, wenn die City-Bahn bis nach Brügge durchgeführt würde, doch sind dies angesichts der finanziellen Rahmenbedingungen eher doch Luftschlösser, die in absehbarer Zeit kaum realisierbar erscheinen.

Rainer Lessenich, IHK-Geschäftsführer in Gummersbach, sprach sich für einen sinnvollen Ausbau der Bahn aus. Dazu zählte er jedoch nicht die Kleinstrecken wie etwa die Wiehltalbahn, die die Entwicklung heimischer Unternehmen behindere. So bleibe die Autobahn A4 derzeit der einzige Verkehrsweg, der Oberberg mit der „großen Welt“ an Rhein und Ruhr verbinde. Lessenich wie auch Andreas Krenz, Mitarbeiter von Straßen NRW, bezeichneten einen Brückenschlag von der A4 zur A1 im Norden als notwendig, um die wirtschaftspolitischen Möglichkeiten der Region zu nutzen und auszubauen. Gerade im Kreisnorden gebe es zahlreiche Verkehrs-Klippen in den Städten, die man durch Umgehungsstraßen zu bereinigen versuchen werde.

Der Sprecher der Naturschutzverbände, Mark vom Hofe, warnte jedoch vor einer weiteren Zerstückelung der Landschaft durch Straßenbauprojekte. Die A4 habe in den 30 Jahren ihres Bestehens zwar die Wege verkürzt, doch auch für zahlreiche negative Entwicklungen - etwa die Zerstörung gewachsener Landschaften und von Biotopen - gesorgt. ""Die Natur ist das Kapital des Bergischen Landes, und das müssen wir begreifen", so vom Hofe.