Presseartikel

Kölner Südstadtzeitung, Oktober 2007:

Die Wiehltalbahn 
VON WASSILY NEMITZ

 Gerhard Mansel ist sichtlich entsetzt. Als er vor einiger Zeit große Felsbrocken auf einer Ladestraße in Oberwiehl fand, ahnte er noch nicht einmal, welche Folgen dies haben würde. Die Steine waren von der „Oberwiehler Wohn- und Gewerbepark (OWG)“ positioniert worden, da die Ladestraße ihrer Ansicht nach Eigentum der Firma sei. Für Mansel, er ist Vorsitzender des „Förderkreises zur Rettung der Wiehltalbahn e.V.“, völlig unverständlich, da die Ladestraße seiner Ansicht nach öffentlich und sein Verein somit berechtigt ist, dort Holz zu verladen. Doch genau das möchte die OWG verhindern. Sie gehört zu 90% der Stadt Wiehl und zu 10% den „Bergischen Achsen (BPW)“, der Geschäftsführer Werner Becker-Bloningen  ist gleichzeitig Bürgermeister der Stadt Wiehl. Gemeinsam wollen sie den Erhalt der Wiehltalbahn verhindern. Doch die Eisenbahner wollten die Blockade nicht hinnehmen und klagten dagegen. Das Landgericht Köln gab dem Verein das Recht, dort weiter Züge zu beladen- der Grund: Die Ladestraße sei öffentlich.

Seit März dieses Jahres findet im Wiehltal wieder regelmäßiger Güterverkehr auf der Schiene statt:  Kyrill-Holz wird in Oberwiehl auf Waggons verladen und von dort aus nach Süddeutschland bzw. Österreich gebracht: Im Wiehltal von der „WB WiehltalBahn GmbH“, auf der restlichen Strecke von der „MWB Mittelweserbahn“. Doch das kommt den Gegnern der Strecke nicht gerade entgegen. Die Stadt Wiehl sowie andere Anliegerkommunen haben bei der Bezirksregierung Köln einen Entwidmungsantrag gestellt- der hat allerdings nur Aussicht auf Erfolg wenn kein Betriebsgrund vorliegt- der allerdings existiert  der Holzverkehr. Gerhard Mansel vermutet, dass mit Aktionen wie dieser an der Ladestraße, gezielt Verkehr verhindert werden soll, um die Strecke entwidmen lassen zu können. Doch selbst wenn der Holzverkehr eingestellt werden sollte, ist dies noch lange kein Grund zur Entwidmung - regelmäßig finden Tourismusfahrten mit einem Triebwagen aus den 60er Jahren statt, außerdem bieten die Eisenbahnfreunde Shuttle-Services zu Stadtfesten etc. an, beide Angebote werden gut angenommen. Aber warum wollen dann die Anrainerkommunen die Strecke dann unbedingt abreißen lassen?

Diese Frage stellt sich auch Mansel- die Stadt Wiehl nennt den Grund, dass die einen Einkaufsmarkt an einen kürzlich neu erbauten Kreisverkehr anschließen möchte- dadurch müssten die Gleise gekreuzt werden. Da das Verkehrsministerium in Düsseldorf  keine Gelder für einen Bahnübergang zur Verfügung stelle, müssten die Gleise abgerissen werden. Derzeit müssen die Besucher des besagten Marktes einen kleinen Umweg über einen bereits jetzt vorhandenen Bahnübergang machen. Doch auch hier sieht Mansel sich und seine Mitstreiter auf einem guten Weg. So lange die Strecke nicht entwidmet sei, könnten auch keine Gleise entfernt werden. Und so wird die Wiehltalbahn zunächst auch weiterhin rollen- demnächst auch bis Remperg-Mühlenau. Nach langer Arbeit werden die Tourismusfahrten auch bis hier fahren können.


Die Wiehltalbahn wurde 1906 zwischen Waldbröl und Osberghausen, wo die Strecke in die DB-Regionalbahnlinie 25. Köln-Marienheide abzweigt, eröffnet. Von Hermesdorf zweigt ein Abzweig nach Morsbach ab. Bis in die 60er Jahre gab es auf der Strecke Personenverkehr, 1994 wurde auch der  Güterverkehr eingestellt. 1997 pachtete der „Förderkreis zu Rettung der Wiehltalbahn e.V. die Strecke. Seit 1999/2000  fahren zumindest nach Oberwiehl wieder Züge, die schrittweise weitere Eröffnung nach Waldbröl ist in Aussicht. Das Bild zeigt den Wiehltalbahn-Triebwagen in Osberghausen.